Reichelsheim

Wildkirschbaum Blofeld

In Blofeld steht Deutschlands dickster und ältester Kirschbaum

Am Ostermontag 2007 hat Deutschlands einziger Baum-Archivar, der Diplom-Biologe Stefan Kühn aus Gießen, 'Deutschlands dickste und zugleich schönste alte Kirsche' entdeckt. Der Baum steht in der Gemarkung Blofeld, dem kleinsten Stadtteil von Reichelsheim. Von seinem 'herrlichen Baumfund' wurde der Gründer des Deutschen Baumarchivs, welches er in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Uwe erarbeitete, selbst überrascht. Dem Hinweis eines ehemaligen Bad Nauheimers ist es zu verdanken, dass Kühn an der Nordseite des Eichelsbergs im Reichelsheimer Stadtteil Blofeld den in voller Blüte stehenden Baumriesen aufspürte.

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Auf der Nordseite des Eichelberges versteckt sich hinter diversen anderen Bäumen ganz unscheinbar Deutschlands dickster und ältester Kirschbaum.

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Aus der Nähe wirkt der Kirschbaum tatsächlich sehr wuchtig.

'Es grenzt an ein Naturwunder, dass sich der am Hilsenrain stehende Kirschbaum so entwickelt hat', freut sich der Baum-Experte. Mit einem kompakten Stamm - in einem Meter Höhe hat er einen Umfang von 5,9 Metern - , fünf starken Ästen und einer 19 Meter ausladenden Krone gehört die etwa 150 Jahre alte und 14 Meter hohe Wildkirsche auf jeden Fall zum nationalen Natur- und Kulturerbe Deutschlands.

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Fast 6 Meter Umfang hat der Stamm des Kirschbaumes.

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Vom Naturdenkmal 'Wildkirschbaum' hat man einen tollen Blick in die mittlere Wetterau.

Seit 1985 haben Stefan Kühn (Jahrgang 1970), sein um drei Jahre älterer Bruder Uwe und der seit 1996 zum Team gehörende Bernd Ullrich (Jahrgang 1958) die bisher größte Bestandsaufnahme bedeutender Bäume in der Bundesrepublik vorgenommen. Zehn Jahre lang haben sie alle 440 Landkreise und kreisfreien Städte bereist - mit Maßband und mehreren Kleinbildkameras. Alle drei sind von der Idee einer landesweiten Bauminventur begeistert. 'Schöne, alte und tausendjährige Bäume sind ein schönes Stück Schöpfung', sagt Kühn. 'Sie zu lokalisieren, ihre Geschichte zu ergründen und ihren Erhalt zu sichern, ist eine wichtige und interessante Aufgabe.'

So soll in Absprache mit dem Eigentümer und der Stadt Reichelsheim auch die Ausweisung der prächtigen Blofelder Wildkirsche als Naturdenkmal beantragt werden. Die 200 bedeutendsten Naturwunder haben die drei Baumforscher in dem soeben in fünfter Auflage im BLV Verlag (München, Wien, Zürich) erschienenen Bildband 'Deutschlands alte Bäume' vorgestellt. In die nächste überarbeitete Neuauflage könnte der Blofelder Riesen-Kirschbaum bereits aufgenommen werden. Die hundert kulturgeschichtlich interessantesten alten Bäume der Bundesrepublik finden sich in dem Bildband 'Bäume, die Geschichten erzählen' (ebenfalls BLV Verlag) wieder.

'Die meisten Einheimischen ahnen gar nicht, welche Schätze gleich vor ihrer Haustür wachsen', sagt Stefan Kühn. Auch für die mittelhessischen Gemeinden und Landkreise könnte die systematische Erfassung alter Baumriesen der Öffentlichkeit die Augen für seltene Naturwunder öffnen. Kurzum: Auf das Team vom Deutschen Baumarchiv wartet in Oberhessen noch eine Menge Arbeit.

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Der Kirschbaum im April 2013 in voller Blüte.

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...und nicht weniger schön am 10. April 2020.

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Blick in die Kirschbaumblüten.

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Der riesige Kirschbaum mit dem Eichelberg im Hintergrund.


Weitere Infos

Quelle: Kreis-Anzeiger vom 13.04.2007
Bilder: Alexander Hitz



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