Reichelsheim

Christoph Hessen-Flotte

Auf dem Flugplatz Reichelsheim (EDFB) ist eine Flotte von Intensivtransporthubschrauber (ITH) beheimatet. Die Hubschrauber werden von der in Reichelsheim beheimateten Firma Heli-Flight für die Johanniter Luftrettung vorgehalten und betrieben. Neben dem Flugplatz Reichelsheim starten die Maschinen von weiteren Standorten wie Gießen, Rostock oder dem Nürburgring (mehr Infos hier). Bekannt wurde die 'Christoph Hessen'-Flotte (wie wir die Hubschrauber in diesem Beitrag nennen werden) vor allem durch ihre Nachtflugtauglichkeit und somit einer möglichen Einsatzbereitschaft rund um die Uhr. Die großräumigen Hubschrauber sind mit modernster Medizintechnik ausgerüstet und sind sozusagen fliegende Intensivstationen.

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Johanniter Luftrettungszentrum mit 'Christoph Mittelhessen' am Flugplatz Reichelsheim.

Anfänge der Luftrettung in Reichelsheim

Nachdem Heli-Flight 1987 in das hessische Luftrettungswesen eingebunden wurde, startete die primäre Luftrettung 1996 mit dem zuerst erworbenen Eurocopter SA 365C3 mit der Kennung 'D-HAAK' unter dem Funkrufnamen 'Rettung Reichelsheim 89/1'.

Am 09. August 2002 wurde der Rettungshubschrauber offiziell seiner Bestimmung als Intensivtransporthubschrauber (ITH) unter dem Namen 'Christoph Reichelsheim' übergeben. Seit dem 1. Juli 2002 wurde der ITH in der Primärrettung im Landkreis Marburg-Biedenkopf eingesetzt. Weiterhin wurde der Hubschrauber als Hintergrundbereitschaft im Raum Hessen vorgehalten. Der Rettungshubschrauber übernahm weiter in ganz Hessen die Aufgaben des Sekundärtransportes, z.B. der Patientenverlegung zwischen zwei Krankenhäusern. Ebenso konnte er als Primärrettungsmittel eingesetzt werden, wenn andere Rettungshubschrauber nicht verfügbar waren. Die medizinische Besatzung stellt bis heute die Johanniter Unfallhilfe. Seit Mai 2006 war der Hubschrauber dann als 'Christoph Hessen' unterwegs.

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'Christoph Reichelsheim' (D-HAAK) ist im Hof der ehemaligen Feuerwache 1 der Berufsfeuerwehr in der Hanauer Landstraße in Frankfurt gelandet.

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'Christoph Reichelsheim' im Oktober 2003 auf dem Flugplatz Reichelsheim.

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Mit neuer Lackierung präsentiert sich die D-HAAK im Januar 2005.


Am 10 Juli 2014 wurde in Gießen das neue Luftrettungszentrum der Johanniter Unfallhilfe in Betrieb genommen. Mit der Verlegung des Standortes vom Flugplatz Reichelsheim/Wetterau nach Gießen wird die letzte Versorgungslücke in der hessischen Luftrettung geschlossen und das Gebiet zwischen Weilburg und hinter Frankenberg an das Luftrettungsnetz angebunden. Von hier aus startet 'Christoph Gießen'. Ein weiterer Hubschrauber bleibt unter dem Funkrufnamen 'Christoph Mittelhessen' stationiert in Reichelsheim. Die Rettungshubschrauber sind teilweise rund um die Uhr im Einsatz.

Mit dem Betrieb eines Intensiv-Transporthubschraubers (ITH) ist Heli-Flight über die Wetterau hinaus im ganzen mitteldeutschen Raum bekannt. Die 'Christoph Hessen'-Flotte hat aufgrund des nachtflugtauglichen Hubschraubertyps eine 'Unikatstellung', die in der deutschen Luftrettung bislang einmalig ist.

Die Hubschrauber

Die eingesetzten Hubschrauber der 'Christoph Hessen'-Flotte vom Typ Eurocopter AS 365 haben ein maximales Startgewicht von 4.000 kg, eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 260 km/h, zwei Triebwerke zu je 720 PS, ist zugelassen und ausgerüstet für Nachtflugbetrieb. Die Grösse des Hubschraubers ist vorteilhaft für den Patienten. Schwierige medizinische Aufgaben (z.B. Reanimationen) können während des Fluges durchgeführt werden, ohne dass der Hubschrauber landen muss. Der Patient wird im Gegensatz zu anderen Rettungshubschraubern (wie z.B. Christoph 2) quer zur Flugrichtung im Hubschrauber gelagert, so dass der ganze Körper für Arzt und Rettungssanitäter zugänglich ist. Die AS 365 kann etwa 3,25 Stunden am Stück fliegen, ohne aufzutanken. Das bedeutet, dass er Patienten ohne Tankstopp an jeden Ort in Deutschland bringen könnte.

Im März 2007 wurde ein weiterer Hubschrauber vom Typ Eurocopter AS 365N mit der Kennung 'D-HFHE' in Dienst gestellt. Die alte Maschine 'D-HAAK' wurde nun als Reserve vorgehalten. Beide Maschinen unterscheiden sich äußerlich kaum. Einfachstes Erkennungsmerkmal ist das einziehbare Fahrwerk des neuen 'Christoph Hessen'.

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Im April 2007 wurde der 'neue' Rettungshubschrauber mit der Kennung D-HFHE auf seinem Standort am Flugplatz Reichelsheim abgelichtet. Im Gegensatz zur D-HAAK hat die Maschine ein einziehbares Fahrwerk.

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Nach der Indienststellung der D-HFHE zeigt sich D-HAAK im August 2007 in einer neuen Lackierung. So ist dieser Hubschrauber als 'VIP-Shuttle' im Werbevideo 'Zeit ist kostbar' von Heli-Flight zu sehen. Dezent ist der Hinweis 'NOTARZT' unterhalb des Einstieges angebracht.


Im Mai 2011 übernahm Heli-Flight einen dritten Eurocopter SA 365N 'Dauphin 2' in die Flotte. Der Hubschrauber trägt die Kennung 'D-HJUH' und wurde gebraucht erworben. Er ist Baujahr 1984 und war zuletzt in Schottland eingesetzt.

Ende 2012 übernahm Heli-Flight den vierten Eurocopter SA 365N 'Dauphin 2'. Der Hubschrauber trägt die Kennung 'D-HFKG' und wurde ebenfalls gebraucht erworben. Er ist Baujahr 1991 und war zuletzt unter norwegischer Kennung für 'Helitrans AS' im Einsatz. Die Maschine ersetzte die damalige Ersatzmaschine 'D-HAAK', welche übrigens im Mai 2021 als Ausstellungsstück in das Hubschraubermuseum Bückeburg überführt wurde.

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D-HAAK steht seit 2021 verdient auf einem Sockel vor dem Hubschraubermuseum in Bückeburg.


Seit 2013 wurde die Hubschrauberflotte von Heli-Flight für den Betrieb der Intensiv-Transporthubschrauber laufend erweitert. Aktuelle Bilder von der Flotte sind auf der Facebook-Seite von Heli-Flight zu finden.


Christoph-Hessen-Tag

2010 fand das erste Mal der durch die Johanniter Luftrettung organisierte 'Christoph-Hessen-Tag' auf dem Flugplatz Reichelsheim statt. Neben Ausstellungen und Attraktionen für Kinder stand vor allem auch eine Rettungsübung zusammen mit den Reichelsheimer Feuerwehren im Vordergrund. Dabei kam natürlich auch der Rettungshubschrauber zum Einsatz. Die Veranstaltung wurde 2012 wiederholt und stand immer in Zusammenhang mit einer Weiterbildungsveranstaltung der Johanniter am Tag zuvor.

Nach 10-jähriger Pause wurde in Kombination mit dem 'Luftrettungssymposium' 2022 ein 'Tag der offenen Tür' auf dem Flugplatz Reichelsheim veranstaltet (nicht mehr 'Christoph-Hessen-Tag' - obwohl sich dieser Name eingeprägt hat). Diesmal zeigten die Johanniter professionell und im großen Stil, was sie alles leisten. Die neuen Hangars der Heli-Flight GmbH boten die entsprechenden Möglichkeiten dazu. Erstmals wurde im Rahmen einer Rettungsübung auch das Abseilen des Notarztes per Winde aus dem Hubschrauber demonstriert.

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Bereits der erste 'Christoph Hessen Tag' 2010 auf dem Flugplatz Reichelsheim sorgte für große Resonanz: Zusammen mit der Reichelsheimer Feuerwehr demonstrieren die Johanniter einen Luftrettungseinsatz nach einem Verkehrsunfall.

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Natürlich besteht bei den Veranstaltungen die Möglichkeit den Rettungshubschrauber zu besichtigen.

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2012 stand der Christoph Hessen Tag erstmals mit Videoproduktionen medial im Vordergrund.

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Nach 10-jähriger Pause konnte 2022 erstmals auch der neue Hybschraubertyp H145 besichtigt werden.

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Auch die Reichelsheimer Feuerwehren waren bei einer Übung wieder Teil des Tages. Die Johanniter zeigen dabei das Abseilen des Notarztes aus dem neuen Hubschraubertyp H145.

Weitere Standorte

2014 wurde das Luftrettungszentrum Gießen mit der Verwaltung der Johanniter Luftrettung eingeweiht. Seitdem ist dort einer der Hubschrauber als Intensivtransporthubschrauber (ITH) 'Christoph Gießen' stationiert. Er startet vom Dach des Gebäudes.

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Am Luftrettungszentrum (LRZ) in Gießen ist seit 2014 der Intensivtransporthubschrauber (ITH) Christoph Gießen stationiert.

Seit 2016 wird ein Hubschrauber als 'Air Rescue Nürburgring' von 8 Uhr bis Sonnenuntergang am Luftrettungszentrum Nürburgring eingesetzt. Er fliegt von dort aus Einsätze im Kreis Ahrweiler, der Eifel, dem Westerwald, Hunsrück und bis in den Taunus.

Auch in Rostock betreibt Heli-Flight einen Rettungs- bzw. den einzigen Intensiv-Transporthubschrauber im Land Mecklenburg-Vorpommern: 'Christoph Rostock'.

Neue Modelle

2019 wurde D-HFLG, ein Eurocopter EC155, in Dienst gestellt. Er ist wesentlich größer und hat einen 5-blättrigen Rotor. Erkennbar ist er außerdem an der etwas längeren Nase. Im Ende 2021 und Anfang 2022 wurde die Flotte dann um zwei weitere Hubschrauber des Typs H145 D3 von Airbus Helicopters erweitert.

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Größer schneller weiter: Der wesentlich größere Eurocopter EC155 mit der Kennung D-HFLG kam 2019 zur Flotte.


Winden kommen an die Hubschrauber

Ab 2022 wurden die Hubschrauber sukzessive mit Seilwinden ausgerüstet. Die Johanniter Luftrettung hatte sich entschlossen, die Windenrettung in ihr Leistungsportfolio aufzunehmen. Die Flutkatastrophe im Ahrtal, bei der die Johanniter Luftrettung mit einem ihrer Hubschrauber mithilfe von Seilen Menschen aus den Fluten gezogen und von Dächern gerettet hatte, untermauerten die Entscheidung. Die beiden neuen Maschinen vom Typ H145 wurden bereits 2020 bei Airbus Helicopters direkt mit Windenhalterungen bestellt. Auch für die Typen SA365 und EC155 werden Winden vorgehalten, die innerhalb von 30 Minuten montiert werden können.

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Seit 2022 sind die Hubschrauber auch mit Winde ausgerüstet. Die H145 D-HJLB zeigt am Christoph Hessen Tag 2022, wie das Abseilen des Notarztes funktioniert.


Bilder der Rettungshubschrauber

Nachfolgend noch einige Impressionen der Rettungshubschrauber, die wir im Laufe der Jahre sammeln konnten:

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Christoph Hessen steht im April 2007 einsatzbereit in der Morgensonne vor dem Heli-Flight Hangar.

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Am 1. Christoph-Hessen-Tag am 13.06.2010 flog D-HAAK ganz in weiß.

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Als dritte Maschine für die Luftrettung als Christoph Hessen wurde D-HJUH in Betrieb genommen. Hier noch unvollständig lackiert im Juni 2011.

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D-HJUH einsatzbereit im Oktober 2011.

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Ersatzmaschine D-HAAK startet vor dem Tower zu einem Rundflug im Juni 2012 auf dem Christoph-Hessen-Tag.

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Christoph Hessen bei einer Übung 2013 im Reichelsheimer Stadtteil Blofeld.

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Christoph Hessen (D-HFHE) beim Überflug nach dem Start in Blofeld.

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D-HFKG im August 2013...

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...und mit neuer Lackierung Ende April 2014.

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D-HFSG beim Start am 22.August 2019 auf dem Flugplatz Reichelsheim.

Bilder:
- Alexander Hitz



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©2017 | Alexander Hitz