Reichelsheimer Geschichte

Die kurze Herrschaft des Fürsten von Schwarzenburg

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1740 verkaufte Karl August, Fürst zu Nassau-Weilburg, dem Fürsten Heinrich zu Schwarzenburg-Sondershausen für 30.000 Reichstaler Reichelsheim auf Lebenszeit.

Fürst Heinrich (geb. 1689), der zu dem 1710 in den Reichsfürstenstand erhobenen thürischen Adelshaus gehörte (rechts im Bild das Wappen Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen), erhielt alle landesherrschaftlichen Rechte über Reichelsheim und die Reichelsheimer, d.h. einerseits waren die Abgaben an ihn zu liefern, andererseits mussten sie ihm "in die Hand" den "Untertanen-Eid" leisten, ihm also Treue und Gehorsam schwören.

Über Fürst Heinrich ist nicht allzuviel bekannt. Allerdings hat er einen wegweisenden Schritt in die Zukunft dieses Ortes getan: Er baute sich als erster oder als einer der ersten vor dem Obertor ein Anwesen auf (langjährige Schlosserei Sprengel gegenüber der Abzweigung der Bad Nauheimer Straße nach Weckesheim). Es handelt sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Satteldach, dessen Giebl zur Strasse zeigt. Das Haus ist heute verputzt und verschiefert. Die sichtbare profilierte Schwelle am Obergeschoss weis auf ein reich gestaltetes Fachwerk hin.
Damit setze Fürst Heinrich ein Zeichen: Die Stadtmauer, die 300 Jahre diesen Standort umgrenzte und absicherte, sie wurde von dem Herrscher selbst nicht mehr als Schutz angesehen, Anders ausgedrückt: Die Mauer stellte nun keine Begrenzung mehr für die Entfaltung dieses Landstädtchens dar. Der Bereich nördlich des Stadttores/Obertores bis zu Reichelsheimer Mühle (heutige Bingenheimer Straße) wurde später 'Vorstadt' genannt.


Gebäude in der Vorstadt
Das von Fürst Heinrich erbaute Anwesen aus dem 18.Jahrhundert in der heutigen Bingenheimer Straße (Aufnahme von 2017).


Fürst Schwarzburg-Sondershausen lebte nicht nur in Reichelsheim. Die Verwaltung des Ortes ließ er durch einen Frankfurter Hofrat namens Lauterbach vornehmen.

Wie gesagt: Aus der Herrschaftszeit des Fürsten Heinrich zu Schwarzenburg-Sondershausen ist nicht allzuviel bekannt. Vielleicht liegt dies daran, daß er bereits 1758 in Frankfurt verstarb, wordurch der Ort wieder den Nassauer Fürsten zuviel.

Daß Fürst Heinrich in bleibender Erinnerung der Reichelsheimer blieb, lag vor allem daran, daß er sich in Reichelsheim beerdigen ließ, und zwar in der Kirche selbst, womit er ein fürstliches Vorrecht für sich in Anspruch nahm.

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Eine weitere Tatsache, die damit in Zusammenhang steht, ließ ihn für spätere Reichelsheimer Generationen eine Besonderheit bleiben: Er ließ sein Herz aus dem toten Körper entfernen und in einem herzförmigen Behältnis, das innen aus Blei und außen aus Silber gefertigt ist, getrennt von seinem Körper aufbewahren (Bild).

Als 1953 Arbeiten an der Sakristei der Kirche zur Verbesserung des Heizungssystems vorgenommen wurden, stießen die Arbeiter auf zwei Grabkammern: auf die des Fürsten Schwarzburg und auf die des Grafen Johann Ludwig von Nassau, einem General in Diensten des Landgrafen von Hessen-Cassel, der am 30. Januar 1690 in Reichelsheim verstarb und sich hier auch beerdigen ließ. von diesem gräflichen General ist bekannt, daß er in den Erbfolgekriegen, die der französische König Ludwig XIV. angezettelt hatte, gegen jenen gekämpft hatte. Es waren Kriege, in deren Verlauf nicht nur das schöne Heidelberger Schloß zerstört und die Pfalz in Schuttund Asche gelegt worden waren; jene Kriege hatte auch ihre verheerenden Auswirkungen in unserer Heimatregion, in der Wetterau. Der kriegsführende General Johann Ludwig, Graf von Nassau, war nicht von ungefähr hier im Amt Reichelsheim...


Quelle: 'Reichelsheim in der goldenen Wetterau'
Bilder und Bearbeitung/Ergänzung: Alexander Hitz
Wappen: Wikipedia



Weitere Informationen zum Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen gibt es bei Wikipedia unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzburg-Sondershausen


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