Reichelsheimer Nachrichten
Meldung vom 10.11.2022
Kahlschlag im Bingenheimer Ried
BI 'Rettet das Reichelsheimer Wäldchen' kritisiert weitere Baumfällungen im Naturschutzgebiet 'Bingenheimer Ried'.In einer Pressemitteilung kritisieren Merlin Fleischhauer und Rudolf Zentgraf von als Sprecher der Bürgerinitiative (BI) 'Rettet das Reichelsheimer Wäldchen' aktuelle Baumfällarbeiten im Naturschutzgebiet 'Bingenheimer Ried'.
'Im Februar 2022 hatten wir nach dem landschaftlichen Kahlschlag im Bingenheimer Ried darauf hingewiesen, dass all die Maßnahmen, die hier zum vollkommen einseitigen Schutz des Kiebitz durchgeführt werden, in die Irre führen.', erklärt die BI in ihrem Schreiben.
Natürlich könne der Waschbär den 'Grenzzonenschutzzaun' überwinden und natürlich bleiben Greifvögel nicht fern, auch wenn man noch den letzten verbliebenen Baum fällt. Erreicht würde aber in jedem Fall der Verlust landschaftlicher Schönheit und von gesundem Boden, der von Wurzelwerk durchlüftet, Lebensraum für Kleinstlebewesen bietet und die Kapillarfunktion so aufrechterhält. Außerdem würde Schatten und Kühlung durch Blattwerk für Tiere im Ried verloreb gehen. 'Eventuell mögen und brauchen sogar Kiebitze Schatten in der Sommerhitze', folgert die BI.
Bei einem Treffen der BI mit Verantwortlichen für den Naturschutz im Bingenheimer Ried anlässlich eines anderen Themas, wurde auch der Raubbau an den Hecken und Bäumen angesprochen. Auf Nachfrage der BI wurde dieser versichert, es würden keine weiteren Bäume gefällt oder Hecken entfernt werden.
'Weshalb wurden aber nun doch wieder Bäume gefällt?', fragt sich die BI. Unter anderem wurde eine stattliche Weidengruppe nahe dem südlichen Aussichtspunkt an der Scheune gefällt.

Rudolf Zentrgraf hat die Weidengruppe, die zwischenzeitlich gefällt wurde, im Bild dokumentiert.
Am 26.Oktober diesen Jahres wurde von Verantwortlichen in der Wetterauer Zeitung erklärt, man sei bestrebt im Ried ein Hitzeschutzkonzept gegen drohende Austrocknung zu verwirklichen. Die BI fragt nun: 'Wie soll das ohne Bäume funktionieren?
Der derzeitigen Entwicklung des Bingenheimer Rieds und den Eingriffen in die Natur steht die BI kritisch gegenüber: 'Geblieben ist eine Einöde. Einseitig auf eine Art ausgerichteter Landschaftsumbau führt zum Zusammenbrechen des gesamten Ökosystems am Ort.', erklären Fleischhauer und Zentgraf.
Wenn dieses Geflecht zusammenbrechen würde, kann ein Erfolg des Erhalts der Zielart nicht erreicht werden, da ein Gleichgewicht in der Landschaft zum Selbsterhalt nicht mehr möglich ist. Arten sind für sich immer nur ein Teil des Gesamtbildes, welches durch viele Teile gestützt und zusammengehalten werden.
Dazu kämen auch die Bürgerinnen und Bürger, die in der Gemarkung ohnehin überall nur Agrarsteppen vor sich sehen. 'Wie kann denn Naturschutz, der vom Mitmachen und der Unterstützung aller lebt, sich denn ebenso gerieren, nämlich als Mondlandschaft?', fragt die BI.
Menschen nähmen ihre Umwelt in Objekten wahr und kategorisierten entsprechend. Wenn also ein 'Naturschutzgebiet' ebenso ausladend wirke, wie die eintönigen Äcker drumherum, wäre den Menschen kaum erklärbar, warum Naturschutz wichtig sei. Ein semantischer Unterschied muss erkennbar, ein Naherholungseffekt spürbar und Erfolge sichtbar sein. 'Im Bingenheimer Ried wird gezeigt, wie es nicht geht.', bedauert die BI.
Quelle: BI 'Rettet das Reichelsheim Wäldchen' vom 10.11.2022