Reichelsheimer Nachrichten
Meldung vom 03.08.2022
Digitiale Spur führte Ermittler an den Teufelsee
Im Mordfall Ayleen konnte die Polizei umfangreiche digitale Daten auswerten. Diese Auswertung führte die Beamten schließlich zum Teufelsee in die Wetterau und dem Fundort des Leichnams.Viele Jugendliche im gleichen Alter wie Ayleen nutzen verschiedene Messengerdienste tummeln sich in Social Media Kanälen. Ayleen war zudem auch in dem kostenlosen Online-Trendspiel 'Fortnite' unterwegs. 'Wir haben sehr schnell feststellen müssen, dass wir uns in einer aufwändigen Ermittlung bewegen, was digitalen Spuren angeht.', sagte Arno Englen, Leiter der Freiburger Kriminalpolizei am Montag auf der Pressekonferenz zum Mordfall Ayleen. Bei der Untersuchung von Handydaten stießen die Ermittler in Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern auf einen Einbuchungsversuch von Ayleens Handy in Hessen.
Polizeihubschrauber findet Leichnam
'Eine direkte Ortung des Handys war leider nicht möglich', so Englen. Aufgrund der digitalen Spurenlage konnten die Ermittler allerdings herausfinden, dass Ayleen in einem Auto nach Hessen gebracht wurde. Unklar ist noch, ob sie freiwillig mitfuhr. Nach weiteren Analysen der digitalen Daten gelang es schließlich unter Einsatz des Polizeihubschraubers am 28.Juli den Leichnam des Mädchens im Teufelsee nahe des Reichelsheimer Stadtteils Weckesheim zu finden.

Die Auswertung von Handydaten führte die Ermittler an den rund 300 Kilometer entfernten Teufelsee bei Reichelsheim.
Millionen digitaler Spuren
Zur weiteren Ermittlung des Tatherganges müssen die Ermittler über zehn Millionen digitale Spuren und Spurenfragmente, sowie passwortgeschützte Handys und weitere digitale Beweismittel auswerten. Nach Erläuterungen des Gießener Oberstaatsanwaltes Thomas Hauburger hat die 14-jährige den Raum Freiburg wahrscheinlich noch lebend verlassen. Wo genau sie getötet wurde, muss ebenfalls noch ermittelt werden. Bislang macht der Verdächtige von seinem Schweigerecht gebrauch.
Ayleen und Verdächtiger kannten sich
Fakt ist: Ayleen und der mutmaßliche Täter kannten sich bereits mehrere Wochen über das Internet. Nach dem derzeitigem Ermittlungsstand der Polizei waren an der Chat-Kommunikation und der Verabredung keine weiteren Personen beteiligt. 'Es gibt keine Hinweise auf Mitwisser, wir müssen aber noch sehr umfangreiche Chatverläufe auswerten.', sagte Arno Englen. Der mutmaßliche Täter und Ayleen bahnten ihr Treffen offenbar über Monate per Chat an. Am Nachmittag des 21. Juli kam es dann zu der verhängnisvollen Begegnung.
Jugendliche sorglos trotz Prävention
Die Anonymität im Internet habe den Täter geschützt, erläuterte die Polizei. Franz Semling, Präsident des Polizeipräsidiums Freiburg, erklärte auf Nachfrage eines Journalisten, dass die Polizei in den letzten Jahren alleine in Baden-Württemberg hunderte Aufklärungsveranstaltungen in Schulen durchgeführt habe. Trotzdem nutzten Jugendliche immer noch sorglos die Kontaktmöglichkeiten des Internets. Seiner persönlichen Einschätzung nach sei es aber hilfreich, wenn bei einem ersten Treffen, das im Internet verabredet wurde, wenigstens eine zweite Person als Zeuge anwesend ist und Kennzeichen oder andere Hinweise dokumentieren könne.

Im Naturschutzgebiet Paffen- und Teufelsee wurde der Leichnam von Ayleen von einem Polizeihubschrauber aufgespürt.
Quelle: Pressekonferenz Polizeipräsidium Freiburg vom 01.08.2022
Bild/Grafik: Alexander Hitz
Bild/Grafik: Alexander Hitz