Reichelsheimer Nachrichten

Meldung vom 28.04.2020

Weiße Pfosten in der Landschaft - eine alte Grenze neu gezogen

Warum ist ein Strommast zwischen Bingenheim und Leidhecken teils weiß gestrichen? Was hat es mit der weißen Stele auf sich, die seit ein paar Tagen auf dem Lochberg steht?

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Seit kurzen ziert eine weiße Stele den Lochberg nahe dem Abzweig Blofeld.

Fährt man von Bingenheim über Leidhecken und Staden nach Stammheim, wird man immer wieder solche weißen Pfosten sehen. Auf rund 40 Kilometern von der Wetterau bis in den Main-Kinzig-Kreis kann man solche oder ähnliche Installationen sehen. Sie weisen an bestimmten Stellen, an denen der Limes heute kaum noch zu erkennen ist, auf den einstigen Verlauf dieses Römischen Grenzwalls hin.

Die Römer hatten zum Schutz ihrer Territorien vor den Kriegern germanischer Stämme Wälle, Gräben, Palisaden, Wachtürme und Kastelle angelegt. Auf einer Länge von rund 550 Kilometern erstreckte sich der sogenannte 'Obergermanisch-Raetische Limes' quer durch Süd- und Mitteldeutschland. Vor allem die fruchtbare Wetterau hatten die Römer erobert. 2005 wurde der Limes von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Heute ist diese Befestigungsanage auf weiten Teilen der Grenzlinie kaum noch zu erkennen.

Im nordöstlichen Verlauf des Limes zwischen Großkrotzenburg am Main und Echzell im Norden der Wetterau sind - im Gegensatz zu anderen Teilstücken - lediglich unscheinbare Reste von Wällen oder Wachturm-Fundamenten vorhanden. Um den Limes dort wieder sichtbar zu machen, wurde bereits 2019 ein gemeinsames Projekt des Wetteraukreises, des Main-Kinzig-Kreises und des Regionalparks Rhein-Main gestartet. Mit sogenannten 'Gestaltungselementen' (dazu gehören unter anderem die weißen Stelen) sollen die römischen Grenzbefestigungen hervorgehoben werden. Verteilt sind die Elemente auf einer Länge von rund 40 Kilometern zwischen den Limeszentren in Großkrotzenburg und Echzell entlang der Limesroute.

Hölzerne Stelen in Reihen
Nach dem Konzept eines Kasseler Landschaftsarchitekturbüros werden überall dort in der freien Landschaft, wo der Limes allenfalls noch rudimentär vorhanden ist, hölzerne Stelen in Reihen oder einzeln aufgestellt, um den einstigen Wallverlauf nachzubilden. Optisch werden sie hervorgehoben durch Lackierung in leuchtendem Weiß. In Waldgebieten werden Bäume, die nahe der historischen Befestigung stehen, am Stamm auf einer Höhe von bis zu dreieinhalb Metern ebenfalls weiß gestrichen - oder eben auch ein Strommast der zufällig genau auf dem Limesverlauf steht.


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Genau auf dem Limes steht dieser weiß markierte Strommast im Feld zwischen Bingenheim und Leidhecken.


Quelle: AlexanderHitz.de vom 28.04.2020



Meldung von www.alexanderhitz.de