Reichelsheimer Nachrichten

Meldung vom 26.06.2020

Ein Rehkitzleben ist den Landwirten viel wert

Bevor in Reichelsheim die Wiesen für die Heuernte gemäht werden, werden diese aufwändig nach kleinen Rehkitzen abgesucht. Dabei kommen modernste Technik und viele Helfer zum Einsatz.

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Sind die kleinen Rehkitze bei uns in der Horloffaue nicht süss? Gerade fangen Sie an, selbstständig die Wiesen zu erkunden.

Juni, Zeit für die Heuernte in der Horloffaue. Die saftigen Wiesen werden gemäht, das Gras getrocknet und als Futter für das Vieh zu Heuballen gepresst. Der Frühsommer ist aber auch die Zeit der kleinen Rehkitze. Hier müssen Landwirte wie Karl-Heinz und Torsten Rieß aus Weckesheim besonders vorsichtig beim Mähen sein. Die Rehkitze laufen bei Gefahr nicht davon, sondern ducken sich fest ins hohe Gras und machen sich ganz klein - auch wenn der Traktor mit dem Mähwerk naht. Schwere Verletzungen bis hin zum Tod wären die Folge für die Rehkitze, wenn sie vom Mähwerk erfasst würden.

Um die Rehkitze und den Wildbestand zu schützen, arbeiten die beiden Landwirte mit der Jagd- und Naturschule Hessen aus Reichelsheim zusammen. Bevor die Wiesen gemäht wurden, haben Jäger, angehende Jäger und dutzende Helfer die Wiesen nach jungen Rehkitzen abgesucht. Dabei gehen die Männer und Frauen in einer engen Kette durch die Wiesen, stets den Blick gen Boden gerichtet, auf der Suche nach Rehkitzen. Auch eine Drohne mit Wärmebildkamera kommt dabei zum Einsatz. Sie kann helfen, die Tiere im dichten Gras aufzufinden. Sie schwebt über der abzusuchenden Fläche und zeigt farblich entsprechende Temperaturunterschiede an. So lassen sich Rehkitze erkennen, da sich deren Körpertemperatur deutlich von der Umgebung abhebt.

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In Ketten gehen die Helfer die Wiesen auf der Suche nach Rehkitzen nördlichen Ende der Landebahn vom Reichelsheimer Flugplatz ab.

'Wir müssen sorgfältig in engen Ketten vorgehen', sagt Sven Steinrück von der Jagd- und Naturschule Hessen. 'Die Kitze machen sich so klein, dass man sie in dem hohen Gras fast gar nicht sieht.' Deshalb gäbe es auch mal Fälle, in denen Flächen zwar gründlich abgesucht wurden, aber dann doch ein Rehkitz übersehen wurde. Auch die Wärmebildkamera hat bei sommerlichen Temperaturen zunehmend Schwierigkeiten, die kleinen Kitze zu entdecken. 'Dann kann es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zum Unfall kommen', bedauert Steinrück.

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Die Suche hat sich gelohnt: Diese kleine Rehkitz drückt sich fest auf den Wiesenboden und hofft nicht gefunden zu werden.

Dennoch: Die aufwändige Suchaktion hat sich gelohnt. Aus der Wiese konnten kleine Rehkitze gerettet werden. Dabei müssen die Helfer vorsichtig sein. Die Kitze dürfen nicht mit bloßen Händen angefasst werden, damit sie keinen menschlichen Geruch annehmen. Ansonsten könnte das Kitz von der Mutter abgelehnt werden. Die Kitze werden in benachbarte Felder und Wiesen gebracht, die nicht gemäht werden.

Anschließend fährt Torsten Rieß mit Traktor und Mähwerk über die Wiese und mäht das Gras in breiten Streifen. Kaum ist er einmal die Wiese auf und ab gefahren, landen zwei Störche direkt neben dem Traktor und gehen auf Futtersuche. Kurze Zeit später ist die Wiese gemäht. Es ging alles gut - kein Rehkitz wurde verletzt.

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Es kann losgehen: Torsten Rieß mäht eine Wiese in der Horloffaue für die Heuernte. Gleich nutzen zwei Störche die Möglichkeit zur Futtersuche.


Quelle: AlexanderHitz.de vom 26.06.2020
Bilder: Alexander Hitz, Jagd- und Naturschule Hessen



Meldung von www.alexanderhitz.de