Reichelsheimer Nachrichten

Meldung vom 22.02.2018

Schnelles Internet (VDSL) in Reichelsheim - Eine Mogelpackung?

Warum die Reichelsheimer Kernstadt von den versprochenen 100 MBit/s weit entfernt ist

Ganz Reichelsheim ist mit schnellem Internet versorgt. Ganz Reichelsheim? Nein. Große Bereiche in der Kernstadt nicht. Obwohl diese in unmittelbarer Nähe zum Hauptverteiler - der früheren 'Ortsvermittlungsstelle' - oder eines Kabelverteilers stehen.

Über die im letzten Jahr verlegten Glasfaserleitungen, die neuen Kabelverteiler - sogenannte 'Outdoor-DSLAM's, und das neue VDSL2-Übertragsungsverfahren 'Vectoring' sollten in Reichelsheim Übertragungsraten im Download von bis zu 100 Megabit pro Sekunde möglich sein.


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Die Ortsvermittlungsstelle in der Bingenheimer Straße ist sozusagen der Hauptverteiler für die Glasfaserleitungen, die von hier zu den Verteilerkästen - den sogenannten 'Outdoor-DSLAM's - gehen.


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In einem Outdoor-DSLAM, wie hier an der Ecke Bad Nauheimer Straße/Am Haingraben, wird die Glasfaserleitung über eine entsprechende Elektronik mit den Kupferleitungen adaptiert, die dann in die Haushalte gehen.


Das schnelle Internet 'VDSL100', d.h. Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde ist in Reichelsheim selber nur im Neubaugebiet nördlich der Ulmenstraße und dort in östlicher Richtung auch nur bis zur Kleiststraße verfügbar. Dem restlichen Teil von Reichelsheim steht 'nur' VDSL50 (bis zu 50 MBit/s) zur Verfügung. Das wiederum auch nur im direkten Umfeld des Hauptverteilers in der Bingenheimer Straße und des Verteilers in der Bad Nauheimer Straße. Straßenzüge wie Neugasse, Untere Haingasse oder das Gebiet westlich der Sudetenstraße müssen sich mit 25 MBit/s zufriedengeben. Traurig ist das vor allem für das Reichelsheimer Gewerbe im Mischgebiet 'Im Mühlahl', denn dort stehen ebenfalls nur 25 MBit/s zur Verfügung.


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Auf einer interaktiven Karte zeigt die Deutsche Telekom den DSL-Ausbaustand. Dunkelrot markierte Bereiche können mit bis zu 100 MBit/s versorgt werden, die hellroten Flächen nur mit 25...50 MBit/s.

Randgebiete mit VDSL50

Es gibt tatsächlich auch in den Stadtteilen einige Randgebiete, in denen nur VDSL50 angeboten werden kann. Dort sind aufgrund der Kabellängen von den Verteilern (DSLAM) in die Haushalte in kleineren Bereichen - trotz Vectoring - 'nur' 50 MBit/s verfügbar. Das hatte die Telekom allerdings auch schon vor dem Ausbau bei ihren Informationsveranstaltungen angekündigt.


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In Reichelsheim ist es besonders auffällig, dass die Altstadt und die älteren Baugebiete nur mit VDSL50 versorgt werden können (hellrote Markierung).


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Die Lokalisierung auf der Telekom-Karte zeigt es: Im Gewerbe- bzw. Mischgebiet 'Im Mühlahl' sind z.B. nur Geschwindigkeiten bis 25 MBit/s möglich.


Kurios

Das Kuriose an der Sache: In den Bereichen in der Reichelsheimer Kernstadt, in denen nur 25 MBit/s zur Verfügung stehen, wäre eine höhere Datenrate anscheinend möglich. Messungen an verschiedenen DSL-Routern zeigen, dass durchaus nutzbare Bandbreiten von z.B. 42 MBit/s zur Verfügung stehen.


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Die Benutzeroberfläche eines DSL-Router zeigt es an: Die Leitungskapazität beträgt 41 MBit/s (grün), die verfügbare maximale Datenrate jedoch nur 25 MBit/s (rot).


Bei Reklamationen beruft sich die Telekom zunächst einmal auf ihre in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) zugesicherten Mindestwerte, laut denen nur 16 MBit/s (Download) zur Verfügung gestellt werden müssen.
Eine Nachfrage ergab, dass es sich hierbei um eine definierte Drosselung handelt, deren Grund aber kein Telekom-Mitarbeiter weiter erklären konnte. Richtig ist, dass es der Telekom durch die Bundesnetzagentur per Regulierungsverfahren untersagt ist, im sogenannten 'Nahbereich' das 'Vectoring'-Verfahren (damit erreicht man Übertragungsraten von bis zu 100 MBit/s) zu betreiben. Damit soll Drittanbietern ermöglicht werden, ihrerseits entsprechende Technik anzubieten und auf den 'blanken Draht', der sogenannten 'letzten Meile', Zugriff zu haben. Dies wäre im Vectoring-Verfahren nicht möglich. Details dazu findet man hier.

Warum nun allerdings bestimmte Bereiche definiert auf 25 MBit/s gedrosselt werden, bleibt bislang das magentafarbene Geheimnis der Telekom. Bis auf weiteres muss man damit Leben, dass der Nachbar auf der anderen Straßenseite (wie z.B. in der Ulmenstraße) möglichweise eine viermal schnellere Übertragungsrate zur Verfügung hat.

Reichen denn 25 MBit/s nicht aus?

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Es stellt sich nun die Frage, ob die derzeit verfügbare Geschwindigkeit von ggf. nur 25 MBit/s nicht ausreicht. Das kommt eben auf die Anwendung(en) an. Für das normale, flüssige Surfen im Internet reichen 10-25 MBit/s meist vollkommen aus. Wesentlich anspruchsvoller sind andere Anwendungen wie hochauflösendes digitales Fernsehen (IPTV), Steamingdienste wie z.B. Netflix oder Mediatheken und die immer mehr zunehmenden Cloud-Dienste. Vor allem dann, wenn mehrere Personen einen gemeinsamen Anschluss verwenden. Immer mehr Arbeitnehmer arbeiten im Home-Office. Firmen-Netzwerke und -anwendungen brauchen teilweise größere Bandbreiten, um zuverlässig zu funktionieren. Dann sind höhere Datenraten durchaus notwendig.

Fazit

In Reichelsheim steht VDSL mit 100 MBit/s in allen Stadtteilen zur Verfügung. In einigen Randbereichen sind aufgrund der Kabellängen nur bis zu 50 MBit/s verfügbar. In der Kernstadt stehen regulierungsbedingt nur max. 50 MBit/s zur Verfügung. In den von den Verteilern abgelegensten Gebieten dementsprechend nur 25 MBit/s. Wie lange dies so sein wird, ist nicht bekannt. Andere Städte und Gemeinden wie z.B. Echzell haben übrigens das gleiche Problem.


Quelle: AlexanderHitz.de vom 22.02.2018
Informationen: Telekom-Service/-Marketing, Bundesnetzagentur



Meldung von www.alexanderhitz.de